Unter Menschen

 

1. Entspannt in der Stadt

2. Stress durch Gewimmel und Lärm 

3. Verkehrs-Training

4. Wie lange würde  das Training dauern?

 


1. Entspannt in der Stadt

Die Stadt ist voller Reize, nicht nur für Menschen. Wenn der Hund plötzlich losspurtet kann man selbst ins stolpern kommen - oder die Passanten. Bei anderen Hunden liegen in der Stadt die Nerven blank. Hilflosigkeit, Ärgernis und Missverständnisse sind die Folge. Das Einkaufen wäre viel vergnüglicher, würde sich der Hund brav am Bein entlang bewegen und ein Nickerchen halten, während Mensch sich im Geschäft umschaut. Das geht, auch wenn das Niveau der zwei Kerlchen im Bild zugegebenermaßen selten erreicht wird. Wenn ich möchte, dass meine beiden Hunde warten, sage ich "Warte". Das hält etwa eine Minute an, dann suchen sie mich. Vielleicht sagen Sie sich jetzt: "Genau, wie bei mir!"? 

Sage ich aber "Tschüss" legen sich meine Hündinnen ab und bleiben auch ein, zwei Stunden lang ruhig liegen. Sie bleiben liegen, wenn Kläffer vorbeischimpfen, Skater rattern oder Fahrräder klappern. Wenn Kinder sie streicheln wollen oder Prachtrüden vorbeigehen, dann sagen sie vielleicht Hallo, aber legen sich danach wieder hin. Doch was ist der magische Unterschied? Die meisten Menschen glauben, der Befehl "Warte!" ließe sich mit viel Geduld ausdehnen. Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich stehen die Hunde unter der ständigen Spannung, dass ihr Besitzer endlich das erlösende Ende der Übung bekannt gibt. Der Befehle "Tschüss!" besagt dagegen , dass nun eine Ruhezeit ansteht, ähnlich wie zuhause, wenn Frauchen oder Herrchen auf der Arbeit sind. 

 


2. Stress durch Gewimmel und Lärm

Auf Festen wie hier beim City Beach in Hildesheim ist für viele Hunde schwierig den Überfluss von Reizen zu ertragen: Überall riecht es interessant. Mitmenschen locken den Hund zu sich. Andere brettern mit klappernden Rollern, Rädern oder Autos herum. Wieder andere übersehen die Leine oder den Schwanz. Doch gerade hier wünscht man sich doch  der Hund möge entspannt bleiben, wenn man für eine Waffel ansteht.

Ich gebe es zu und das Bild zeigt es auch: ich bin ein Freund der Konfrontationstherapie. Das kann aber auch leicht ins Auge gehen, deshalb ist Augenmaß gefragt und eine genaue Beobachtung des Hundes. Hier zahlt es sich aus, wenn man einen Hund wirklich lesen kann und weiß, was er gerade braucht. Im Herbst 2019 war ich mit einem Extremfall konfrontiert: Hund Reno suchte Schutz unter einem Auto, nur weil ein paar Touristen an der Andreaskirche an ihm vorbei schlenderten. Wir hatten die Fußgängerzone nicht einmal erreicht. Dieser Hund hatte eine üble Vergangenheit und neigt zu echter Panik. Er verspürt echte Existenzangst, wenn jemand hinter ihm her läuft. 

 

In solchen Situationen nutze ich eine Technik, die ich Freezing nenne. Ich friere die Situation ein. Angst ist sehr spontan und oft irrational. Friert man die Situation ein, zum Beispiel indem man den Hund dazu anhält sich der Situation aus sicherer Entfernung anzuschauen, fängt er an die vermeintliche Bedrohung zu beobachten. Er extrapoliert ihre Bewegungsrichtung und erkennt, dass die Bedrohung nicht hinter ihm her ist. Das ist ein entscheidender Moment, der sich auch deutlich in seiner Körpersprache ausdrückt. Er erkennt, dass die bedrohliche Natur nur ein Nebeneffekt der Bewegung ist und entspannt sofort. Danach schaut er weiter hin, denn er sucht nach einem Muster in der Bewegung der Bedrohung. Hat er genügend Hunde oder Menschen oder Fahrzeuge beobachtet und meint das Muster verstanden zu haben, versucht er sich weiter zu bewegen ohne in die Bewegungsrichtung zu geraten.   

 

Die Besitzer hatten Renos Körpersprache zwar bemerkt, aber sie konzentrierten sich auf die zuckenden Ohren, sein Zittern und das panische Kopfkreisen. Ich wollte sehen wie die Stimmung des Hundes generell war, also wann er freudig erregt ist, vorsichtig tastend oder entspannt. Reno ging erst freudig los, geriet dann in Panik (so wie meistens), doch am Ende war er entspannt. Wie war uns das gelungen? Wir hatten uns auf eine Bank in der Innenstadt gesetzt und Reno erlaubt zwischen uns zu sitzen und das irrlichternde Gewimmel zu beobachten. Da Angst den Magen zuschnürt ignorierte er Leckerchen. Stattdessen genoss er progressive Muskelrelaxion. Deshalb mein Rat: Gehen Sie langsam und einfühlsam vor und versichern Sie ihrem Hund die Zuversicht, das alles gut gehen wird!


3. Verkehrstraining

Bleib auf dem Gehsteig!

Wer mit seinem Hund in der Stadt unterwegs ist wünscht sich der Hund wüsste wo der Gehweg aufhört und die Straße beginnt. Ich habe viel Arbeit investiert meiner ersten Hündin das selbständige Überqueren der Straße beizubringen. Heute aber weiß ich: das war teils unnötig, denn sie überquert die Straße ja nie allein. Es reicht deshalb, wenn der Hund einfach lernt an jedem Bordstein zu warten. Das geht viel viel leichter.