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Wie beeinflusst die Rasse das Verhalten? Der Border-Collie

Im dritten Blog-Eintrag über Rasse und Verhalten berichte ich über den Border Collie und warum der freundliche, verspielte Kerl von machen als Problemhund angesehen wird.


Der Border-Collie ein Problemhund?

 

Es gibt nichts, was was nicht im Internet als Meinung findet. Trotzdem sind manche Menschen überrascht, wenn sie hören, das der zottelige, verspielte Brite auch schon einmal griffig werden kann. Wie die bereits beschriebenen Rassen ist auch der Border Collie ein Arbeitshund und ähnlich wie der Husky trifft auch er mitunter eigene Entscheidungen. Außerhalb der Schafweide für die er gezüchtet wurde wird dies leider meist als Ungehorsam wahrgenommen. Zudem ist sein Hüteverhalten als Zusammentreiber von Schafen ein eingehegter Jagdinstinkt und auch ein solcher ist außerhalb des Einsatzes auf Feld und Flur meist unerwünscht. Es gibt so genannte Showhunde, Border Collies die nicht wie ein Dampfkochtopf brodeln, wenn man nicht mit ihnen an Schafen arbeitet, weil sie aufs Aussehen, nicht auf Leistung gezüchtet wurden. Erwischt  man aber einen mit starkem Hüteverhalten können Probleme auftreten.

 

Welche Probleme könnten auftreten? 

Der Border Collie weiß nicht, wann er seines Aussehens wegen und wann für die Arbeit mit Schafen er anschafft wurde. Der Schäferhund steckt in ihm und das seit fast 2000 Jahren. So wird berichtet, dass die Römer nach ihrem Einfall in Britannien Hunde zurück nach Italien gebracht hatten wegen ihres geschickten Umgangs mit Schafen. Auch von den Wikingern (750-1000 n. Chr.) heißt es, sie hätten von ihren Plünderfahrten nach Britannien Hirtenhunde mitgebracht. Wie auch immer, kann der Border Collie keine Schafe hüten, sucht er sich gerne eine Ersatzbeschäftigung. Dies führt oft zu Komplikationen: 

 

1. Erschöpfung wird nicht erkannt

Verlagert sich der Collie auf das Ballspiel, gibt er - wie beim Hüten - stets alles. Aufgepeitscht vom Jagdinstinkt und seinem Wunsch Leistung zu bringen findet er von sich aus keine Ruhe. Diese muss ihm erst beigebracht werden. Wirft der Halter mal um mal den Ball überfordert er schnell seinen Hund. Zu sagen: "Mein Border Collie will ja immer den Ball geworfen bekommen, deshalb werfe ich so viel" ist genau so einfältig, wie die Aussage: "Mein Labrador will ja immer fressen. Deswegen füttere ich ihn immer mehr". So wie der Labrador nie satt wird (weil die mit Sättigung assoziierten Genabschnitte bei ihm verkürzt sind), so bekommt der Border Collie nie genug Bewegung. Beide würden weitermachen bis zum Umfallen. Wenn dies auch noch tagtäglich stattfindet, laugt der Besitzer seinen Hund allmählich aus. Der Schäfer hält seinen Collie beispielsweise so lange im Zwinger, bis er ihn braucht. Höchstleistung ist nur die Würze im Essen.

 

2. Der Border Collie kneift

Eine andere selbstgewählte Ersatzbeschäftigung ist das Herden von anderen Hunden oder gar Menschen. Reagiert ein Schaf anhaltend schlecht auf den Hütehund, beißt dieser zur Erinnerung schon einmal in die Haxen. Die Fähigkeit sich situativ für den Einsatz der Zähne zu entscheiden macht den Collie zum guten Schäferhund. Menschen aber reagieren üblicherweise ebenso schlecht auf das Hütebemühen des Border Collies wie ein renitentes Schaf. So kommt es entsprechend gerne mal zu Ärger mit den Artgenossen oder zu Empörung und Entsetzen, wenn der Collie einen Menschen kneift.

 

3. Der Collie ist unverträglich

Sich zwei Border Collies zu halten ist eigentlich kein Problem, sofern sie Arbeit haben. Fehlt ihnen eine Aufgabe, arbeiten sie sich gerne aneinander ab. Hinter scheinbaren Hierarchie-Streitigkeiten steckt oft die "Schaflosigkeit" im Alltag. Man hütet sich gegenseitig aber keiner will das Schaf spielen. Hält man sich zwei Hunde und nur einer ist ein Border Collie kann es auch gut gehen. So oder so kann man die Verträglichkeit des Border Collies mit Mensch und Tier deutlich steigern, wenn man mit ihm ein- bis zweimal die Woche richtig arbeitet. 

 

Arbeit mit Kopf und Pfote hilft

Man kann vieles tun, womit der Border Collie gut beschäftigt ist: ein Quietsche-Tier an einer Angel im Kreis tanzen lassen; einen Ball werfen (und den Hund aber erst nach Erlaubnis hinterherhetzen lassen); ihm die Augen zuhalten und ihn nach dem Ballwurf in die richtige Richtung dirigieren. Agility Sport kommt seinem Naturell entgegen. Auch Zirkustricks (Skateboard fahren, Rückwärtsgehen, Slalom laufen, etc. ) kann man mit ihm gut einüben. Wichtig ist, dass nicht allein der Sport im Vordergrund steht, sondern auch der Kopf etwas zu tun bekommt. Wie auch der Husky und der Labrador ist der Border Collie sehr intelligent und wegen seiner Entscheidungsfreude sollte man ihm Raum für eigene Entscheidungen lassen. Nicht jede Ausführung eines Tricks muss wie erwartet sitzen. Findet der Hund clevere Abkürzungen, sollten diese goutiert werden. Vielleicht entstehen daraus neue Spiele? Auf jeden Fall sollte die Arbeit mit einem Startsignal eingeleitet und Endsignal beendet werden und die Einheiten sollten nicht allzu lang gefasst sein. Als Faustregel gilt anfangs: Start: 10 Minuten arbeiten, 5 min Pause, 5-10 Minuten arbeiten, 5 min Pause, 5 Minuten arbeiten: Ende.

 

Der Vergleich mit Labrador und Husky

Wie der Labrador ist der Border Collie an Kooperation interessiert. Er hat einen starken will-to-please. Allerdings muss man sich ihm gegenüber als guter Arbeitskollege erweisen. Mit einem Labbi kann man zehn mal von einer Seite der Wiese zur anderen gehen ohne, dass er nach dem Sinn fragt. Der Border Collie setzt sich vielleicht irgendwann hin und schaut dem Besitzer bei seinem sinnlosen Verhalten zu. Der Husky geht nach dem ersten Mal eh seinen eigenen Weg. 

 

Alle drei Rassen sind etwa gleich schnell und agil. Der Labrador ist vermutlich der wendigste, der Husky der ausdauernste und der Border Collie der geschickteste im Lauf. Ich habe einen Husky gehabt, der nach einer Mountainbiketour über den Kapberg mir die Schuhe brachte als Zeichen: nochmal!  Meine Labbies haben schon so manchen Border Collie ausmanövriert und einer meiner Kunden-Collies springt ohne mit der Wimper zu zucken über eine Dogge, wenn sie ihm im Weg steht. 

 

Die Intelligenz einzuschätzen ist schwieriger. Pudel und Labrador lernen Tricks schneller. Der Border Collie lässt sich gerne mehr Zeit, geht überlegter an einen Aufgabe heran. Der Husky macht Aufgaben mit einer gewissen Lässigkeit fast Trägheit, spricht die Aufgabe jedoch seinen Jagdinstinkt und seine Neugier an kann er sehr engagiert und hartnäckig sein. 

 

Fazit: Bei der Anschaffung eines Border Collies sollten im Vorfeld wichtige Fragen beantwortet sein: Sind Kinder im Haus und wenn ja, sind sie  alt genug, mit einem anspruchsvollen Hund umzugehen? Wie viel Erfahrung mit Hunden hat der Besitzer? Auch langjährige Besitzer von Labradoren sind schnell überfordert von der Natur des Collies. Am besten sollte man verschiedene Rassen gehabt haben und Zeit zur Verfügung haben, um sich dieser Rasse richtig widmen zu können. Und drittens sollte man den Hund als ein Hobby sehen können in das man bereit ist einiges an Geld zu versenken, denn Agility Sport sollte man nicht auf eigene Faust probieren und gute fachliche Hilfe hat nun einmal seinen Preis. Als Familien- oder Großstadthund taugt der Border Collie, wie auch der Husky überhaupt nicht. Aber wer einen Partner will, der bereit ist mit ihm die Welt zu erobern, der liegt mit einem Border Collie goldrichtig.

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Kommentare: 2
  • #1

    Elfie (Sonntag, 11 Februar 2024 18:30)

    Habe den Blog zuerst mit großer Aufmerksamkeit gelesen. Den letzten Absatz halte ich allerdings für den größten Schwachsinn. Unser Border Collie 1,5 Jahre alt ist der perfekte Familenhund, weiß wann Arbeit ansteht und wann Ruhe gefragt ist. Und das obwohl es unser erster Hund überhaupt ist. Wenn man sich mit gutem Instinkt intelligent mit dieser Rasse beschäftigt kann nichts schiefgehen.

  • #2

    Helli (Donnerstag, 29 Februar 2024 18:27)

    Also, einen Labbi mit einem Border Collie zu vergleichen finde ich schon sehr gewagt oder das ein Labbi wendiger ist als ein Border ...also wirklich, das nur mal so vorab. Mein Border braucht keine Schafe. Er macht einmal die Woche Flächensuche und ansonsten trainieren wir das was jeder Hund können sollte und ein bisschen darüber hinaus. Zu Hause kann ich mir keinen besseren Partner vorstellen. Er ist jetzt 20 Monate ich habe ihn mit 8 Wochen bekommen. Nicht ein Gegenstand unserer Wohnung ist auch nur beschädigt worden. Als Familienhund würde der Border nicht taugen ist einfach völliger Unsinn. Er braucht halt konsequente Regeln. (aber das braucht eigentlich jeder Hund)....